Giftfrei gärtnern: Schadstoffe im Garten

Giftfrei gärtnern: Schadstoffe im Garten

Erfahre, welche Schadstoffe im Garten vorkommen können, wie sie auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit einwirken und wie Du sie effektiv reduzieren oder beseitigen kannst.

Du verzichtest konsequent auf Gifte in Deinem Garten und gehst deshalb davon aus, dass Dein Boden gesund ist und Du unbelastetes Gemüse und Obst erntest? Das ist leider nicht immer so. Im urbanen Raum gibt es heutzutage vor allem Schadstoffeinträge durch den Straßenverkehr. Dazu tragen ehemalige oder aktuelle Industriestandorte zur lokalen Bodenbelastung bei.

Blaukorn
Blaukorn ist ein Kunstdünger, der der Umwelt und dem Klima schadet.

Welche Schadstoffe können im Garten auftreten?

1. Chemische Düngemittel und Pestizide: Chemische Düngemittel, wie Blaukorn, schaden dem Bodenleben und dem Klima. Sie werden in aufwändigen chemischen Verfahren aus fossilen Brennstoffen hergestellt, was hohe CO2-Emissionen mit sich bringt. Werden die Kunstdünger nicht exakt gemäß der vorhandenen Bodenverhältnisse und Pflanzenbedürfnisse dosiert, kommt es zu übermäßigen Stickstoffeinträgen, die im Boden in Nitrat und Lachgas umgewandelt werden können. Stark erhöhte Nitratwerte setzen der Pflanzen- und Tierwelt zu und machen Wasser untrinkbar. Lachgas ist ein Treibhausgas, das nicht nur die globale Erwärmung massiv beschleunigt, sondern auch die Ozonschicht schädigt.

Pestizide sind Giftstoffe, die im Garten beispielsweise gegen Insekten, Pilze oder Beikräuter eingesetzt werden. Die Umweltauswirkungen und Gesundheitsrisiken, die durch die Anwendung entstehen, sind enorm.

2. Schadstoffe aus der Luft: Industrie und Verkehr blasen reichlich Giftstoffe wie Ozon, Feinstaub oder Stickoxide in die Luft. Diese Schadstoffe können sich auf der Oberfläche der Pflanzen absetzen oder in den Boden eindringen, sich dort anreichern und Flora und Fauna schwerwiegend beeinträchtigen.

3. Mikroplastik: Beim Einsatz von Kunststoffen im Garten können sich Mikroplastikpartikel im Boden anreichern. Das führt dazu, dass Schadstoffe vermehrt freigesetzt und von Pflanzen aufgenommen werden. Mikroplastik wirkt bei Pflanzen, Menschen und Tieren gesundheitsschädigend.

4. Schwermetalle: In der Nähe viel befahrener Straßen, an Flüssen, in unmittelbarer Nähe von Bahngeländen, an Industriestandorten oder durch verunreinigte Düngemittel können Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Chrom, Nickel oder Quecksilber in den Boden gelangen. Sie führen durch Stoffwechselstörungen zu Schadwirkungen bei Menschen, Pflanzen und Bodenlebewesen.

5. Schadstoffe, durch das Auffangen und Nutzen von Regenwasser von belasteten Dachmaterialien: Zum Regenwassersammeln braucht es eine Dachfläche von der der Niederschlag in die Regentonne läuft. Zink- oder Kupferdächer können dabei Metallverbindungen ausschwemmen, die für die Umwelt problematisch sind. Teerpappe-Dächer können Biozide freisetzen, die die Gesundheit von Pflanze, Mensch und Tier gefährden. Auch von Asbest-Welldächern, die immer noch auf vielen Gartenlauben verlegt sind, solltest Du besser kein Regenwasser sammeln und für Deine Gemüsebeete nutzen. Kunststoffdächer sind für das Regenwassersammeln sehr wahrscheinlich unbedenklich. Die Schadstoffe darin sind eher fett- als wasserlöslich.

Wie kannst Du Schadstoffe im Garten reduzieren oder beseitigen?

Verwende organische Düngemittel und schütze Deine Pflanzen natürlich

  • Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, organisch zu düngen. Du kannst zum Beispiel Kompost oder Pflanzenjauche nutzen sowie Gesteinsmehl, Bokashi, Wurmhumus, Schafwollpellets, Dünger auf Kleebasis oder Mist, wenn er garantiert frei von Medikamentenrückständen ist. Auch Hornspäne sind ein beliebter organischer Dünger. Hornspäne werden aus den geschroteten Hörnern und Hufen von Schlachttieren, meist Rindern, hergestellt. Als Tierfreund:in solltest Du bedenken, dass die Herkunft und damit die Haltungsbedingungen der Tiere in der Regel nicht geklärt sind und Du mit der Nutzung des Produkts mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das Tierleid in Massentierhaltung unterstützt.

Um Deine Pflanzen vor Krankheiten oder vor einem Schadinsektenbefall zu schützen, gibt es viele natürliche Methoden

  • Stärke Deine Gemüsepflanzen vorbeugend mit einem Ackerschachtelhalmsud: Fülle dazu einen 10 Liter Eimer bis zur Hälfte mit grob zerkleinertem Ackerschachtelhalm und gib dann so viel kaltes Wasser hinzu, bis die Pflanzenteile komplett bedeckt sind. Lass den Sud-Ansatz 24 Stunden durchziehen. Seihe die Pflanzenteile dann ab und koche die entstandene Brühe für 30 Minuten ab. Nach dem Abkühlen kannst Du den fertigen Sud im Verhältnis 1:10 Deinem Gießwasser beimengen. Ab dem Frühjahr wiederholt angewandt stärkt der Kieselsäure haltige Ackerschachtelhalm Deine Pflanzen deutlich und schützt sie vor Krankheitskeimen, Pilz- und Schadinsektenbefall.
  • Pflanze Dein Gemüse, Deine Kräuter und Blumen standortgerecht, nicht zu dicht und in Kombinationen, in denen die jeweiligen Arten gut harmonieren und sich gegenseitig unterstützen. Stimmen die Bedingungen auf dem Beet, zeigen sich Pflanzen widerstandsfähig.
Ergebnisse der Bodenanalyse im Stadtgarten Connewitz

Teste Deinen Boden regelmäßig auf seinen Nährstoff- und Schadstoffgehalt

  • Gerade im urbanen Raum hilft eine Bodenanalyse dabei zu erkennen, ob und in welchem Ausmaß eine Schadstoffbelastung des Bodens vorliegt. Für die Schadstoffanalyse werden verschiedene Bodenproben in ein Labor geschickt und dort untersucht. In Leipzig bietet die Struwwelpeter Apotheke in Zusammenarbeit mit einem externen Labor verschiedene Bodenanalysen an. Obwohl der Stadtgarten Connewitz, der Mit- und Nachmachgarten des Ökolöwen, seit 30 Jahren ökologisch bewirtschaftet wird, hat eine aktuelle Schadstoffanalyse erhöhte Konzentrationen der Schwermetalle Blei und Nickel ermittelt. Viele Leipziger Kleingartenanlagen und Privatgärten liegen in Bahn-, Industrie-, Deponie- und Flußnähe, wo oft Schadstoffbelastungen auftreten. Dort ist eine Bodenanalyse zum Schutz der eigenen Gesundheit absolut zu empfehlen. Das zeigen auch Bodenuntersuchungen, die zwischen 1996 und 2007 in 107 Leipziger Kleingartenanlagen durchgeführt wurden. Aufgrund der nachgewiesenen Schadstoffe konnte nur für knapp die Hälfte der Anlagen eine uneingeschränkte Nutzungsempfehlung für den Gemüse- und Obstanbau ausgesprochen werden.

  • Neben der Schadstoffbelastung kann auch der Nährstoffgehalt im Boden analysiert und eine darauf basierende individuelle Düngeempfehlung Teil der Bodenuntersuchung sein. Für die Leipziger Kleingärtner:innen bietet der Stadtverband der Kleingärtner diese Analyse für kleines Geld an.

Vermeide Kunststoffe und damit Mikroplastik

  • Nutze natürliche Mulch-Materialien wie Rasenschnitt oder Stroh statt Kunststofffolien.
  • Nutze Naturschnüre aus Sisal, Baumwolle oder Jute zum Anbinden Deiner Pflanzen. Sie können nach der Gartensaison einfach mitkompostiert werden.
  • Für den Teich- und Sumpfbeetbau kannst Du umweltfreundlichere EPDM-Folie statt PE-Teichfolie verwenden.
  • Abdeckvliese und Netze sind alternativ zu den Kunststoffvarianten ebenfalls aus Naturmaterialien erhältlich.

Reduziere die Schadstoffverfügbarkeit Deines Bodens und vermeide neue Schadstoffeinträge

  • Schwermetalle sind persistent. Das heißt, sie können nicht abgebaut werden. Es gibt Forschungen zur so genannten Phytosanierung. Dabei werden Pflanzen angebaut, die Schadstoffe besonders effektiv aufnehmen und einlagern oder in unschädliche Substanzen umwandeln. Im Garten eignen sich dafür Senf, Sonnenblumen oder Raps. Der Anbau muss mehrfach erfolgen und die Pflanzen anschließend sorgfältig entsorgt werden.
  • Die Mobilität und Pflanzenverfügbarkeit von Schwermetallen nimmt zu, je saurer der Boden ist. Ein pH-Wert, der unter 7 liegt, deutet darauf hin. Den pH-Wert Deines Bodens kannst Du ganz einfach selbst messen, indem Du Dir Teststreifen in der Apotheke besorgst und etwas Erde in einem Glas mit Wasser vermischt damit prüfst. Durch Kalken des Bodens kannst Du seinen pH-Wert anheben.
  • Eine wirkungsvolle Methode, um weitere Schadstoffeinträge - vor allem durch den Straßenverkehr - im Garten zu verhindern, ist das Einrichten einer "Pufferzone". Wenn Du rund um Deinen Garten Sträucher pflanzt, schirmen sie Deinen Garten zuverlässig vor Schadstoffen sowie weiteren Umwelteinflüssen ab.
  • Du kannst durch die Wahl der Pflanzen, die Du im Garten anbaust, beeinflussen, wie viele Schwermetalle auf Deinem Teller landen. Blatt- und Wurzelgemüse reichern am meisten Schadstoffe an. Baum- und Strauchobst ist am wenigsten belastet.
  • Hat Deine Bodenprobe eine massive Schadstoffbelastung in Deinem Garten nachgewiesen, sind weitere Maßnahmen zum Schutz Deiner Gesundheit notwendig: Baue Dein Gemüse dann lieber in Hochbeeten an, in die Du ein schadstoffgeprüftes Bio-Substrat aus dem Baumarkt oder Erdenwerk einfüllst. Decke den Boden mit einer organischen Mulch-Schicht ab, damit die Bodenpartikel nicht so stark aufwirbeln und sich auf Deinen Pflanzen ablagern. Wasche alles, was Du im Garten angebaut hast, vor dem Verzehr gründlich ab.

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